Eiserne Windräder, mit denen man in den sechziger Jahren Grundwasser in sogenannte Himmelsweiher hochgepumpt hat, verrosten und verfallen zusehends. Anstelle der Kaisermühle bei Reichmannsdorf steht heute ein modernes Einfamilienhaus mit Pultdach und Solarzellen. Felsenkeller stürzen ein oder werden zugeschüttet. Auf ehemaligen regionalen Eisenbahnstrecken errichtete man Fahrradwege. Einzelhändler, Metzgereien und Gastwirtschaften haben in den Dörfern aufgegeben. Die Nonnenmühle bei Uehlfeld wurde ins Freilandmuseum nach Bad Windsheim gebracht, ist dort aber noch nicht aufgebaut. Ihren Namen hat die Mühle nicht von Nonnen, die darin gewohnt hätten, sondern von Nonndorf, das es schon lange nicht mehr gibt. Auch bei den Jägerständen ist die Zeit nicht stehengeblieben, diese werden inzwischen auf Anhängern montiert. Die fest installierten trifft man dafür häufiger in metallener Ausführung. Noch schneller kommen und verschwinden Vogelscheuchen in der Landschaft. Zwischen Steppach und Pommersfelden hat es an der Reichen Ebrach einmal zwei Wasserschlösser gegeben. Bis in die fünfziger Jahre hinein existierten davon noch kleine Mauerreste. Heute kann man nur noch auf Luftaufnahmen die Grundrisse erkennen. Mir ist auch von keiner historischen Zeichnung, einem Kupferstich oder Abbildung der Schlösser etwas bekannt.

Durch die Digitalisierung hat die Fotografie viel von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. Wenn ich mir eine zeitgenössische Fotoausstellung anschaue, dann frage ich mich oft, ob das Gezeigte echt sei. Das fotografische Dokument verschwindet in der digitalen Malerei. Wieviel Wahres wird die Nachwelt über uns erfahren?

Anstatt wie alle Welt 2003 auf Digitalfotografie umzusteigen, habe ich angefangen, mit einer einfachen mechanischen Kamera und einem Normalobjektiv zu arbeiten, das in etwa den Blickwinkel des menschlichen Auges zeigt. Ich halte eine moderne und teure Fotoausrüstung nicht unbedingt für kreativitätsfördernd. Wenn man sich anschaut, was Fotografen in der ersten Hälfte des 20ten Jahrhunderts mit einfachen, aber umständlich zu bedienenden Kameras erreicht haben. Ohne Belichtungsautomatiken, Autofokus, hohe Bildfrequenzen, Bildstabilisatoren, Bearbeitungssoftware, billigen Speicherplatz und Zoomobjektive war viel Überlegung notwendig, um aus wenigen Filmplatten etwas Brauchbares zu erschaffen. Und es kostete auch mehr Zeit, mehr Zeit, die man dadurch mit dem Motiv verbrachte.

Nahezu alle Aufnahmen entstanden von 2004 bis 2021 in der Region um Höchstadt, Neustadt, Forchheim und Bamberg. Es fanden weder manuelle Eingriffe am Motiv noch nachträglich digitale Veränderungen statt. Für jede Abbildung gibt es ein originales Schwarzweiß-Negativ.

Thomas Göller
E-Mail: goellertua@t-online.de